Freitag, 19. März 2010

Ich sehe nicht wie ein Coiffeur aus, ich mache es einfach gern


Ich sehe nicht wie ein Coiffeur aus, ich mache es einfach gern Marc Menden, animiert von Thomas Haemmerli

Mad Hairstyling History Series Blog:


Coiffeur war schon mein Vater. Er war aus Deutschland eingewandert und eröffnete einen
Salon an der Birmensdorferstrasse. 1964 bin ich auf die Welt gekommen und mehr im Salon
als in der angeschlossenen Einzimmerwohnung aufgewachsen. Nachts stand im Salon
auch mein Bettchen. Meine Mutter war Telefonistin und wenn ich als Kind 111 wählte, war sie
direkt dran. Später ging es uns dann sehr gut. Mein Vater hatte einen Salon an der
Zürichbergstrasse und als umtriebiger Mensch organisierte er alle zwei Jahre den
Eurokongress für Coiffeure. Mich faszinierte als Junge CB-Funken. Ein „Schnurri“ war ich
schon immer und obendrein interessierte mich Technik.

Mit 13 hatte ich meinen ersten Job als Ausläufer auf Rollschuhen, und mit 14 machte ich meinen ersten Ha arschnitt. Schulisch
war ich nicht gerade eine Leuchte. Ich fehlte viel, habe dann aber an der Handelsschule
erstes kaufmännisches Rüstzeug erworben. Meine Freunde waren Gymnasiasten und mit
denen war ich in der 80er-Jugendbewegung. Ich war sogar an der ersten Demo, die zum
Opernhauskrawall führte, mit dabei. Ich gehörte zur Schülergewerkschaft und half im AJZ
die Bar bauen.

Es gab damals einen 100'000-Franken-Umbau-Kredit von der Stadt, der
verbaut sein wollte. Ich gehörte voll zur Bewegung, war aber Pazifist und deshalb gegen
Gewalt. Das hängt damit zusammen, dass ich als Kind jähzornig war. Ich habe Judo
gemacht, Eishockey gespielt, konnte mit einem Messer und dem Nunchaku umgehen.
Kommt noch meine Körpermasse hinzu, und bei all dem ist es nicht ratsam, jähzornig zu
sein. Ich lernte, dass ich mich nicht von andern fernsteuern lassen darf, indem ich mich
provozieren lasse. Zum Pazifismus hat mich auch die Literatur geführt. Und wichtig war für
mich Musik. Besonders mochte ich Ska und Punk, ich schwärmte für Rude Boy Kultur, für
Redskins und Mods. Ich hing herum in der Roten Fabrik und vor dem Kontiki mit den
damaligen Skins. Das war politisch recht unbedarft, und mich zog die linke Skin-Traditon an.
Erst später kamen dann aus Luzern Nazi-Skins nach Zürich, die Heil Hitler gröhlten.
Gleichzeitig machte ich meine Coiffeurelehre und wusste, dass ich ins Ausland wollte.

Nachder Lehre war ich ein halbes Jahr in Paris und über zwei Jahre in London. Dort habe ich mich neu definiert. Ich kam kurz bevor Acid losging. Mich faszinierte der ganze Post-Punkstyle,
das Androgyne, die Rüschenhemden, überhaupt die aktuellen Fashiontrends. Ich stürtzte
mich aber auch in die Arbeit. Es gibt in angesagten Grossstädten immer zehn Andere, die
deinen Job auch machen wollen. Mit meiner soliden Schweizer Ausbildung hatte ich einen
Vorteil: Ich wusste Bescheid über Kaufmännisches, über Schnitte und über die Chemikalien,
die man benutzt, und so wurde ich nach drei Monaten Geschäftsführer. Ich war 21 und hatte
17 Mitarbeiter, sodass ich ziemlich schnell ziemlich viel über Führung lernte. Man braucht
eine starke Persönlichkeit und muss klar durchgeben können, dass etwas so und so ist. Und
nicht anders. Es gehört aber auch dazu, dass man sich Kritisieren lässt. Ich pflege einen
partizipativen Führungsstil. Ich erkläre meinen Mitarbeitern immer, dass ich den Rahmen zur
Verfügung stelle und dass sie ihren Lohn selbst erwirtschaften müssen. Der Lohn ist etwa 40
Prozent des Umsatzes. Wir haben ein lineares Lohnsystem. Wenn jemand 10 000 Umsatz
macht, hat er 4000 Stutz, wenn er mehr macht, verdient er auch mehr.

Das Ziel ist, dass man so auf vier bis fünf Tausend Lohn kommt. Das heisst man sollte 10'000 Franken Umsatz erreichen, was bedeutet: An 20 Arbeitstagen im Schnitt fünf Kunden bedienen. Haareschneiden können viele. Man muss sich aber fragen, was der Kunde erwartet. Ich glaube,
der Kunde will immer gleich behandelt werden, er muss wissen, was ihn erwartet. Deshalb
braucht es ein Anfangsritual, dass immer gleich abläuft. Man muss einen Kunden gleich am
Anfang abholen, damit er sich wohl fühlt.

Manche Leute glauben ja, jede Flasche könne Coiffeur werden. Und lange haben
Berufsberater einer Oberschülerin, die sich gerne schminkte und keinen Schimmer hatte,
was sie werden wollte, gesagt: Coiffeuse - das wäre was für Sie!
Das Image des Job hängt aber auch damit zusammen, dass Haare so schnell
nachwachsen. Wäre das Ha arwachstum so langsam, dass man nur alle sieben Jahr zum
Coiffeur ginge, es bräuchte für den Job einen Doktortitel. Das wäre wie zum plastischen
Chirurgen zu gehen. Ein Schnitt würde 7000 Stutz kosten. Der Job hat sich aber verändert.
Ich hatte noch keinen einzigen Lehrling, der nicht wenigstens die Sek hatte. Einen Lehrling
habe ich immer, weil ich gerne etwas weitergebe.

Bei den Italos ist Coiffeur ein cooler Job, denn dort holen sich alle den Dorfklatsch. Bei uns
war’s früher so, dass man anrufen konnte, und dann wusste man, wo die illegalen Bars
waren. Abgesehen davon, dass wir im Keller selber eine betrieben. Dass mad zur Szene
gehörte, das ergab sich wie von selbst. Ich habe in London viel über die Modeszene gelernt.
Dort kombinierte man Ha arschneiden mit Shows, mit Choreografie und Styling. Für mich war
Zürich dann anfänglich wie eine kalte Dusche, das war alles sehr brav. Und ich war für die
hiesigen Coiffeure zu krass. Beispiel: Ich habe einem Typen mit langem Afro an einer Show
in 30 Sekunden Streifen rausrasiert. Das war vielen zu hart.

Für mich waren aber die Wurzeln, die ich in der Jugendbewegung und in den Fashion-
Subkulturen Londons hatte, immer etwas Entscheidendes. Früher passten die Szenen, zu
denen ich gehörte, nicht so richtig zusammen. Ich war gleichzeitig ein Teil der radikalen
Jugendbewegung und ein Fashiontussi, verkehrte im AJZ und machte eine Coiffeurlehre.
Das hat aber auf Dauer gesehen sehr gut zusammengepasst. Und für mich gehören diese
Wurzeln zur Unternehmenskultur. Wir arbeiten bei mad nach klar definierten ethischen
Grundsätzen. Insbesondere im Fragen der Ökologie ist mad einer der innovativsten Salons.
Ich mache das, weil mir das wichtig ist. Und es ist auch für ein Unternehmen gut. Öko ist
schick. Ohne dass man das an die grosse Glocke hänge muss. Wir drängen niemandem
unsere Meinung auf, jeder kann sein wie er will. Höchsten wenn wir einen Kunden haben,
der meint, er müsse seinen rassistischen Senf hinausposaunen, reagieren wir, so jemand
fliegt bei uns raus. Obwohl mad viel mit der Szene zu tun hat, haben wir Kunden aus sehr
verschiedenen Alterssegmenten. Das war mir immer wichtig, ich mag die gute
Durchmischung. Und wenn ich an meinen Mitbewerber Valentino denke, dem bin ich
unendlich dankbar, für gewisse Kunden die er bedient, und die wir deshalb nicht nehmen
müssen.
Ha arschneiden spricht die feminine Seite an, man überlegt, wie jemand gut aus- sieht. Wie
mache ich die Person attraktiver? Und lasse sie trotzdem sich selber sein? Sehr viele Leute
jammern ja furchtbar über ihre Ha are, die zu dünn und zu spröde und dies und das sind.
Man kann aber aus jedem Typ etwas machen. Wir sagen dem intern „cut the drama“.
Wenn ich in den Ausgang gehe und jemandem, der mich nicht kennt, sage, ich sei Coiffeur,
dann glauben das 90 Prozent nicht. Ich sehe nicht wie ein Coiffeur aus, ich mache es
einfach gern. Mit der Körperfülle, mit der ich gesegnet bin, sähe es lächerlich aus, liefe ich in
Designerklamotten rum. Und mehr als Marketing durch meine eigene Person hat mich
immer die Idee fasziniert, Branding und Markenaufbau durch den Schnitt hinzukriegen. Ich
habe davon geträumt, dass jeder Schnitt wie ein Armani-Anzug ein Träger der Marke mad
wäre. Es gab einen Erfolg in diese Richtung, als wir den Leuten Streifen in die kurzen Ha ar
schnitten. Erstens gab das der Frisur eine Struktur und sah besser aus. Zweitens aber
wussten die meisten Leute sofort, dass diese Frisur von mad kam. Sie erkannten das, ohne
genau zu wissen, warum. Was wir auch lange als einzige machten, das waren wirklich
kurze Ha arschnitte, Millimeterha are, das gab’s nur bei uns. Neben der Frisur als
Markenträger, funktionierte Streetmarketing auch über die Veranstaltungen, die ich
organisiert habe. Es ist entscheidend, dass man in Gespräch bleibt. Ausserdem entspricht
das meinem Naturell. Ich bin ein Macher. Als Konsument langweile ich mich. Von daher bin
ich eigentlich ein Theoretiker. Ich denke sehr viel darüber nach, was einen Konsumenten
glücklich macht. Ohne je selber richtig in seinen Schuhen zu stecken. Mit 14 Jahren habe ich
begonnen, Parties zu organisieren. Mit Gogo zusammen hatten wir bei House of Love am
Schluss jeweils 3500 Leute. Mir liegt das, weil ich gerne organisiere und weil ich jeden Job
genau kenne. Ich habe alles mindestens einmal selber gemacht, ich habe Flyer verteilt, ich
war Roadie, habe gemodelt, Technik betreut undundund. Man kann es auch übertreiben: Es
gab ein Jahr, da war mad an 28 Modeschauen präsent. Es gab Leute, die fanden,
hueresiech, kann man auch mal etwas sehen, an dem ihr nicht beteiligt seid?
In London habe ich gelernt, dass die Leute die man kennt, ein Kapital sind. Und ich bin von
all meinen Engagements her sehr gut vernetzt. Heute sage ich aber acht von zehn Anfragen
ab. Man muss mir sehr viel bieten, damit ich Sonntags auf meine Familie verzichte. Ich will
heute Spass. Ökonomisch gesehen ist es widersinnig, wenn ich am Stuhl stehe und Ha are
schneide. Aber ich mache es einfach gerne und deshalb leiste ich mir das. Mein Ziel ist es,
fünf Salons zu haben, die je 2500 Franken pro Monat für mich abwerfen. Dann ist für mich
und meine Familie alles im Trockenen. Mich hat der Tod meines Vaters markiert. Ich weiss,
dass ich nicht ewig alle Probleme einfach mit meiner Energie lösen kann. Finanziell bin ich
konservativ. Der Laden an der Zweierstasse, den ich 1992 eröffnet habe, hat etwa eine
Investition von einer Viertelmillion gebraucht. Dazu kamen noch die ganzen Folgekosten. Ich
rechne mit einer Kapitalrendite von etwa fünf Prozent und habe im Ganzen etwa eine
Dreiviertel Million Schulden zurückgezahlt.

Mein zweiter Laden, das Kalkül, das einen Salonmit einer Bar kombiniert war nach zwei Jahren amortisiert. Ich weiss über meine Zahlen genau Bescheid und zahle mir einen Lohn. Ohne präzises Budget hast Du keine Ahnung, was dich wie viel kostet. Dann lässt sich auch nicht sinnvoll weiterplanen.

Verloren ist ein Laden, wenn der Geschäftsführer in den Ausgang geht und vorher noch ein, zwei Lappen aus der Kasse nimmt. Bei uns gibt’s eine Liquiditätsflussrechnung. Ich weiss auch, wie
widersinnig es ist, wenn man Kapital im Warenlager bindet. Wenn ein Hersteller seine
Produkte bei uns verkaufen will, dann muss er sie selber im Gestell präsentieren, verkauft
auf sein Risiko und nimmt wieder mit, was nicht geht. Pro Jahr mache ich mit meinen beiden
Geschäften rund 800'000 Franken Umsatz. Von zwei eingenommen Franken reinvestiere ich
einen. Das Wesen eines Unternehmers macht aus, dass er sich ständig fragt: Was kann ich
jetzt noch machen?

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Sonntag, 14. März 2010

Liebe geht durch den Kopf: Blog von HG Hildebrandt






























Liebe geht durch den Kopf - Mad Hairstyling History Series


Zum Glück beweisen ab und zu Leute wie Marc Menden, dass man auch mit wenig Geld
wirksame Werbung machen kann.

Mein erster Kontakt mit dem Verrückten von der Zweierstrasse lief über das Zürcher Büro
für Grafikdesign «L'Altro». Ich sollte eine Headline und einen kurzen Text schreiben für einen
Aushang im Tram. Jakob Schiratzki und Cyril Brunner, so die Namen der Leute hinter L'Altro,
waren damals, etwa 1993, berüchtigt für ihren absolut eigenständigen, gerne auch absolut
unverständlichen visuellen Stil.

Dem Texter muss so was egal sein. «Liebe geht durch den Kopf», textete der Texter, und
schrieb eine trümmlige sog. «Copy» (das ist edel für «Text») auf einen Flyer, der dem 10 %
Rabatt einbrachte, der ihn bei mad an der Zweierstrasse vorbeibrachte. Flyer-Kultur, Street
Paraden, Technomusik generell und auch gewagte Grafik, all diese Phänomene befanden
sich damals noch in ihren Anfängen. Der Aushang im Tram jedoch, das finde ich auch
heute noch, war beispielhaft für ein gelungenes Design in schwierigem, weil eher
aufmerksamkeitsschwachen Umfeld.

Das sollte der Beginn einer fruchtbaren Zusammenarbeit sein. L'Altro betreute während
mehrerer Jahre die wenigen, aber immer interessanten Aufträge, die Marc Menden bei
seinem doch eher karg dotierten Budget so vergeben hat.
Besonders spannend waren damals die Fächer, die mit dem üblichen Zehn-Prozent-Trick
versehen unter die Leute gestreut wurden. Der leuchtfarbige Fächer Jahrgang 98 war so
ziemlich auf jedem Bild zu sehen, das von der Street Parade in jenem Jahr geschossen
wurde. Und auch sein Vorgängermodell in knallgrün mit den sogenannten «Windfraueli»
drauf war ein grosser Erfolg. «Shake hands with mad» stand darauf, in Anspielung auf die
typische Handbewegung, die man beim Fächern halt macht. Für eine Guerilla-Massnahme
waren diese Fächer, hergestellt irgendwo im fernen Osten für fast kein Geld, fast schon
beängstigend erfolgreich.

Ebenso legendär ist die bis heute andauernde Anzeigenserie im Ausgehblatt «forecast». So
scheute man für die Weihnachtsanzeige Jahrgang 97 nicht davor zurück, einer Dame die
Intimbeha arung in Tannenbäumli-Form zu stutzen, grün einzufärben zu fotografieren und
vom Texter drüber schreiben zu lassen: «Nein, auch im Winter, wenn es schneid't».
Anschliessend wurde die Anzeige auf einer halben Seite abgedruckt. Das waren die wilden
Tage, muss man im Rückblick sagen. Ebenfalls dadaistisch-nett das Sujet «Scherereien»,
oder, ganz avantgardistisch zu Zeiten, als noch praktisch niemand «Internet hatte» ganz
einfach eine kleine Website im Einviertelseiten-Format ins Blatt zu rücken und sie
«Supertschüss People Homepage» zu nennen. Darauf zu sehen waren «Szenenleute» im
Zustand der fortgeschrittenen Beschickertheit. Irgendwie ist das Internet nie über diese Art
Witz hinausgekommen, wenn man sich die heutige Partyberichterstattung so ansieht.
Insgesamt sei hier ein Wort des Texters an alle Leute gerichtet, die vor Werbung
zurückschrecken, weil sie glauben, kein Geld zu haben. Tut es trotzdem, macht es wie
Marc Menden, der statt teurer «richtiger» Werber lieber Kumpels für einen Haarschnitt
schreiben lässt, der junge Talente entdeckt und auch arbeiten lässt.
Für einen Haarschnitt
statt ein Honorar zu werben, schon das ist reinstes Guerilla-Gefühl.

Freitag, 12. März 2010

Ich bin auch eine Galerie. Blog von Alain Mehman


Ich bin auch eine Galerie! Mad Hairstyling History Series

Dass ein Coiffeur nicht einfach ein Coiffeur ist, beweist mad friendly hairstyling immer
wieder aufs Neue. Auch Marc selber ist ja bei weitem nicht nur
Coiffeur sondern fast genau so bekannt als Partyorganisator, Ideengenerator und
Veranstalter von Modeschauen. Da ist es nur naheliegend, dass auch das Hauptgeschäft
an der Zweierstrasse weit mehr ist als nur Coiffeurladen: Galerie, Kunsthalle, Kino, Bar und
manchmal gar Nachtclub zugleich.

Während im Museum Eintritt bezahlt werden muss und bei einer Galerie viele Leute
Schwellenangst haben, kommen die Kunden von mad automatisch mit der Kunst in
Berührung, wenn sie zum Haarschneiden kommen. Deshalb lohnt es sich für Brillenträger
durchaus, bevor sie sich die Brille zum Schneiden ablegen ein pa ar Minuten Zeit zu
nehmen, um die Wände zu betrachten. Oder gleich die Linsen zu montieren, um sich auch
während des Schneidens inspirieren zu lassen. Vielleicht regt ja das eine oder andere Bild
zu einer neuen Haarfarbe an?

Für die Auswahl der Künstlerinnen und Künstler ist das gesamte mad Team zuständig. Im
Vordergrund steht aber nicht die Frage, was Kunst ist, sondern die Chemie zum Künstler
muss stimmen. So werden denn die Künstler nicht nach einem elitären Kunstverständnis
ausgesucht: Entweder etwas gefällt oder es gefällt halt eben nicht. Wenn man allerdings
sieht, welche Karriere einige der Künstler gemacht haben, deren erste Ausstellung bei mad
stattfand, so kann man getrost sagen, dass der Geschmack und das Kunstverständnis vom
mad Team wohl doch ziemlich gut sein müssen. Zumeist sind es Künstlerinnen und
Künstler am Anfang ihrer Laufbahn, die mit Handkuss kommen und hier vielfach eine erste
Plattform erhalten, um ihre Kunst einer breiteren Öffentlichkeit vorzustellen.
mad wäre nicht mad, würden aus den Vernissagen nicht auch ganz spezielle Events.
Dafür, dass aber aus der Ausstellung nicht einfach ein Rahmenprogramm zur Party wird,
sorgen die Künstler, die selber bestimmen können, in welcher Form die Vernissage über
die Bühne gehen soll und mitbestimmen, welcher DJ auflegt und welche Getränke es an
der Bar gibt. Dafür, dass aus der Vernissage nicht einfach eine langweilige
Ausstellungseröffnung mit trockenen Häppchen und abgestandenem Weisswein wird,
sorgt wiederum das mad Team. Darin hat es schliesslich nächtelange Erfahrung.

Bei der Organisation von Ausstellungen steht für mad nicht primär der Aspekt der Kunst im
Vordergrund, sondern das Ziel, die Besucher und Kunden immer wieder aufs Neue zu
überraschen und überraschend Neues zu präsentieren. Dies kann, muss aber nicht, Kunst
im klassischen Sinne sein, genau so gut aber auch Schmuck, Objekte, ein interessanter Film
oder gar die Präsentation von verschiedenen Chillis. So erwartet die Besucher und
Mitarbeiter alle sechs Wochen etwas Neues, das die Reize beim Haare schneiden
stimuliert. Ausser es ist gerade Kunstpause. Dann steht wiederum nur eine Kunst im
Mittelpunkt: Das Hairstyling!

„Kunst ist ein kompliziertes Phänomen.“ Wassily Kandinsky
"Ich mache Kunst!" - "Und wer macht's wieder weg?"

Mehr Infos finden Sie hier: www.madhairstyling.ch

Die Glatze und der Mad, Hairstyling Blog von Alex Flach



Die Glatze und der Mad
- Mad Hairstyling History Series

Niemand trägt freiwillig eine Glatze. Jeder hätte lieber volles und wehendes Ha ar, das er
sich nonchalant aus der Stirn wischen könnte, wenn ein hübsches Mädchen an seinem
Tisch am Hechtplatz vorbeiflaniert. Am liebsten Locken wie ein Grieche. Ja, das wäre
hübsch.

Für eine Glatze gibt es hingegen keine Gründe, sondern bloss Begründungen und bloss
genau deren zwei:
1. Mann/Frau ist Sportler und hat auf die Aerodynamik zu achten. Der/die HürdenläuferIn
beispielsweise. Aber auch der/die BobfahrerIn, sofern er/sie einen grossen Kopf und
folglich keinen passenden Helm besitzt.
2. Das eigene Erbgut ist defekt und so ungefähr ab 22 Lenzen fällt einem die Frisur
büschelweise ins heimische Lavabo.

Punkt 1 ist zu vernachlässigen. Bobfahrerinnen auch.
Punkt 2 trifft auch auf mich zu und ist somit auf gar keinen Fall zu vernachlässigen.

Über die Jahre häuft sich eine ganze Hürbi Frust an: "Ich werde nie mehr volles Hauptha ar
mein eigen nennen. In diesem Leben nicht."
Man beginnt alle Menschen mit vollem Ha arwuchs ein wenig zu hassen. Nicht genug, um
ihnen unbedingt Leid zufügen zu wollen, aber doch genug um schadenfreudig zu lachen,
wenn sie die Treppe hinunterfallen oder sich den Kopf am Türrahmen stossen. Auch wenn
ein Vollha ariger sturzbetrunken in eine Polizeikontrolle gerät, so fällt dies bei Glatzen eher
in die Kategorie "lustig", als in diejenige mit der Beschriftung "ui nei... und wie gaht's em?".
Stärker entwickelt sich parallel die Abscheu gegenüber jenem Menschenschlag, der mit
vollem Ha arwuchs sein täglich Brot verdient: Frisöre. Die Zuhälter vollha ariger Privilegierter.
Geldmacher auf dem Buckel meiner Komplexe. Kichernde Hyänen auf den Gräbern
meiner toten Ha arwurzeln.

Freundschaften zwischen Ha arlosen und Frisören sind in etwa gleich häufig wie jene
zwischen Bündnern und Wallisern. Oder zwischen Plankton und Blauwalen.
Wenn mad bloss ein Coiffeursalon wäre, dann würde wahrscheinlich kein Glatzkopf sagen,
"den Mad habe ich also schon sehr, sehr lieb". Ich kenne beispielsweise auch keine Glatze,
die den Valentino besonders mag. Das höchste aller Gefühle, das ein Frisör von einer
Glatze erwarten darf, ist leicht misstrauische Gleichgültigkeit.

Der Mad ist aber eben viel mehr als bloss ein Frisör. Mad ist ein Gesamtkunstwerk. Glatzen
lieben Gesamtkunstwerke, weil sie sich nicht mit Details, wie zum Beispiel vollem
Ha arwuchs, abgeben mögen. Die Glatze sieht alles eher als Ganzes. Wenn ein Lockenkopf
sagt "ich gehe zum mad", dann meint er in 99 von 100 Fällen "ich lasse mir die Spitzen
schneiden". Wenn jedoch eine Glatze sagt, "ich gehe zum mad", dann meint er
wahrscheinlich "ich gehe mir im mad ein Bier genehmigen und die neueste Vernissage da
bestaunen".

Dies führt uns zum einzig echten Vorteil an galoppierendem Ha arausfall: Je weniger Ha are
jemand hat, desto kulturell interessierter und intellektueller er wird. Die landläufige
Meinung, dass Künstler und Kunstliebhaber in der Regel langhaarige, ungewaschene und
Mohairpulli-tragende Randständige sind, entbehrt somit jeglicher Grundlage.
Künstler und Kunstliebhaber sind fast ausschliesslich Glatzköpfe. Vielleicht abgesehen von
Andy Warhol, der jedoch seit längerem tot ist. Was sonst von Menschen mit dichtem
Ha arwuchs zu erwarten ist, sieht man an den Beispielen Saddam Hussein, Charles
Manson und Nella Martinetti.

Bei Glatzen denkt man in erster Linie an Niki Lauda, Telly Savallas und André Agassi. Alles
Meister ihrer Zunft. Grössen ihrer Zeit. Persönlichkeiten mit Stil, Charakter und nie wieder
ereichten Talenten.
Aus diesen Gründen darf der Mad als einziger Ha ardieb weltweit ein Freund der Glatzen
sein - er möchte von uns nicht bloss die schnell fettenden Strähnen auf unserer Kopfhaut,
sondern auch unseren Verstand, unsere Sinne und unsere Liebe. Die Ha are sind ihm im
Grunde kein besonderes Anliegen. Der Mensch als Ganzes ist dem Mad viel wichtiger.
So ist es richtig.

Die weltweite und äusserst geheime Bruderschaft der Glatzen hat Marc Menden längst in
ihren erlauchten Kreis aufgenommen und behandelt ihn als gleichwertigen Bruder, auch
wenn er noch nicht die letzte Stufe der Evolution erreicht hat. Aber wer weiss: Vielleicht fällt
ihm das Hauptha ar in ein pa ar Jährchen ja auch noch urplötzlich vor die Füsse. Dann
werden wir ihm auf die Schultern klopfen und ihm zuhauchen: "Schöne Scheisse, gell?"

Mehr Infos finden Sie hier: www.madhairstyling.ch