Freitag, 12. März 2010

Die Glatze und der Mad, Hairstyling Blog von Alex Flach



Die Glatze und der Mad
- Mad Hairstyling History Series

Niemand trägt freiwillig eine Glatze. Jeder hätte lieber volles und wehendes Ha ar, das er
sich nonchalant aus der Stirn wischen könnte, wenn ein hübsches Mädchen an seinem
Tisch am Hechtplatz vorbeiflaniert. Am liebsten Locken wie ein Grieche. Ja, das wäre
hübsch.

Für eine Glatze gibt es hingegen keine Gründe, sondern bloss Begründungen und bloss
genau deren zwei:
1. Mann/Frau ist Sportler und hat auf die Aerodynamik zu achten. Der/die HürdenläuferIn
beispielsweise. Aber auch der/die BobfahrerIn, sofern er/sie einen grossen Kopf und
folglich keinen passenden Helm besitzt.
2. Das eigene Erbgut ist defekt und so ungefähr ab 22 Lenzen fällt einem die Frisur
büschelweise ins heimische Lavabo.

Punkt 1 ist zu vernachlässigen. Bobfahrerinnen auch.
Punkt 2 trifft auch auf mich zu und ist somit auf gar keinen Fall zu vernachlässigen.

Über die Jahre häuft sich eine ganze Hürbi Frust an: "Ich werde nie mehr volles Hauptha ar
mein eigen nennen. In diesem Leben nicht."
Man beginnt alle Menschen mit vollem Ha arwuchs ein wenig zu hassen. Nicht genug, um
ihnen unbedingt Leid zufügen zu wollen, aber doch genug um schadenfreudig zu lachen,
wenn sie die Treppe hinunterfallen oder sich den Kopf am Türrahmen stossen. Auch wenn
ein Vollha ariger sturzbetrunken in eine Polizeikontrolle gerät, so fällt dies bei Glatzen eher
in die Kategorie "lustig", als in diejenige mit der Beschriftung "ui nei... und wie gaht's em?".
Stärker entwickelt sich parallel die Abscheu gegenüber jenem Menschenschlag, der mit
vollem Ha arwuchs sein täglich Brot verdient: Frisöre. Die Zuhälter vollha ariger Privilegierter.
Geldmacher auf dem Buckel meiner Komplexe. Kichernde Hyänen auf den Gräbern
meiner toten Ha arwurzeln.

Freundschaften zwischen Ha arlosen und Frisören sind in etwa gleich häufig wie jene
zwischen Bündnern und Wallisern. Oder zwischen Plankton und Blauwalen.
Wenn mad bloss ein Coiffeursalon wäre, dann würde wahrscheinlich kein Glatzkopf sagen,
"den Mad habe ich also schon sehr, sehr lieb". Ich kenne beispielsweise auch keine Glatze,
die den Valentino besonders mag. Das höchste aller Gefühle, das ein Frisör von einer
Glatze erwarten darf, ist leicht misstrauische Gleichgültigkeit.

Der Mad ist aber eben viel mehr als bloss ein Frisör. Mad ist ein Gesamtkunstwerk. Glatzen
lieben Gesamtkunstwerke, weil sie sich nicht mit Details, wie zum Beispiel vollem
Ha arwuchs, abgeben mögen. Die Glatze sieht alles eher als Ganzes. Wenn ein Lockenkopf
sagt "ich gehe zum mad", dann meint er in 99 von 100 Fällen "ich lasse mir die Spitzen
schneiden". Wenn jedoch eine Glatze sagt, "ich gehe zum mad", dann meint er
wahrscheinlich "ich gehe mir im mad ein Bier genehmigen und die neueste Vernissage da
bestaunen".

Dies führt uns zum einzig echten Vorteil an galoppierendem Ha arausfall: Je weniger Ha are
jemand hat, desto kulturell interessierter und intellektueller er wird. Die landläufige
Meinung, dass Künstler und Kunstliebhaber in der Regel langhaarige, ungewaschene und
Mohairpulli-tragende Randständige sind, entbehrt somit jeglicher Grundlage.
Künstler und Kunstliebhaber sind fast ausschliesslich Glatzköpfe. Vielleicht abgesehen von
Andy Warhol, der jedoch seit längerem tot ist. Was sonst von Menschen mit dichtem
Ha arwuchs zu erwarten ist, sieht man an den Beispielen Saddam Hussein, Charles
Manson und Nella Martinetti.

Bei Glatzen denkt man in erster Linie an Niki Lauda, Telly Savallas und André Agassi. Alles
Meister ihrer Zunft. Grössen ihrer Zeit. Persönlichkeiten mit Stil, Charakter und nie wieder
ereichten Talenten.
Aus diesen Gründen darf der Mad als einziger Ha ardieb weltweit ein Freund der Glatzen
sein - er möchte von uns nicht bloss die schnell fettenden Strähnen auf unserer Kopfhaut,
sondern auch unseren Verstand, unsere Sinne und unsere Liebe. Die Ha are sind ihm im
Grunde kein besonderes Anliegen. Der Mensch als Ganzes ist dem Mad viel wichtiger.
So ist es richtig.

Die weltweite und äusserst geheime Bruderschaft der Glatzen hat Marc Menden längst in
ihren erlauchten Kreis aufgenommen und behandelt ihn als gleichwertigen Bruder, auch
wenn er noch nicht die letzte Stufe der Evolution erreicht hat. Aber wer weiss: Vielleicht fällt
ihm das Hauptha ar in ein pa ar Jährchen ja auch noch urplötzlich vor die Füsse. Dann
werden wir ihm auf die Schultern klopfen und ihm zuhauchen: "Schöne Scheisse, gell?"

Mehr Infos finden Sie hier: www.madhairstyling.ch

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